Sonntag, 10. Juli 2011

Zehn Monate Babymädchen

Unser Babymädchen ist schon fast kein Baby mehr! Nicht nur, weil die Monatsanzahl nun schon zweistellig ist und wir schnellen Schrittes auf den ersten Geburtstag zueilen, sondern vor allem, weil es schon wie ein richtiges Kleinkind wirkt. Wie schon in den vergangenen Monaten erstaunt es uns täglich mit neuen motorischen Manövern. Immer wenn man denkt, ach, das kann sie jetzt alles, setzt es sogleich nochmal einen drauf, wobei man erst im Nachhinein wirklich weiß, dass das ja irgendwie noch gefehlt hat. 

Das Babymädchen steht ja schon sehr lange sicher an Möbeln, doch in den letzten Wochen sind seine Bewegungen noch viel selbstsicherer und selbstverständlicher geworden. Es reckt sich und macht Ausfallschritte, um zum nächsten Haltepunkt zu kommen. Es versucht nicht mehr vergeblich über unüberwindbare Hindernisse hinüberzukommen, sondern läuft zielsicher herum. Andere Hindernisse überklettert sie dahingegen in Nullkommanix, d.h. es scheint jetzt schon ein ziemlich gutes Gefühl für den eigenen Körper und dessen Möglichkeiten zu haben. Gelegentlich steht das Babymädchen selbstvergessen kurz frei, und bereits mehrmals konnten wir beobachten wie es aufgestand, ohne sich an irgendetwas festzuhalten. 

Das Babymädchen versteht nun immer mehr, was wir sagen und reagiert auch entsprechend. Es weiß, wo sein Zimmer ist, an welchen Orten in der Wohnung Spielzeug hinterlegt ist, kennt Lampe, Ball, Buch, Schuhe und Biene und bringt diese, wenn man danach fragt (außer die Lampe natürlich). Es weiß, wo Mamas Bauch ist und wo die eigenen Füße sind, aber offenbar noch nicht, dass jeder Mensch Bauch und Füße hat. Neben Mama und Papa hält es nun (mit einer gewissen Fehlerquote) Omas, Opas, Tanten und Onkel und große Cousine auseinander, wenn man nach ihnen fragt.

Trägt man es umher, zeigt es in einer Tour in verschiedene Richtungen, in die es bittedanke getragen werden will und auf Gegenstände, die es bittedanke mal anfassen möchte. Wird dem nicht Folge geleistet, kann das Babymädchen schon mal ganz schön knurrig werden. An seinem 10-Monatsgeburtstag bescherte das Babymädchen uns seinen allerersten richtigen Trotzanfall, hervorgerufen durch die Mütze, die es unbedingt absetzen wollte, was wir aber wegen der heißen Sonne nicht zulassen konnten. "Die Mütze bleibt auf!", sagten wir immer wieder bis das Babymädchen anfing zu schreien und sich im Kinderwagen wütend hin und her zu werfen.... sicherlich 10 Minuten lang. Ich glaube nicht, dass es am Ende überhaupt noch wusste, warum es eigentlich sauer war. Dennoch dauerte es recht lange bis es sich wieder einkriegte. Ähnliche Szenarien erleben wir täglich auf dem Wickeltisch, wo sich das Babymädchen vor lauter Ärger manchmal so plötzlich nach hinten wirft, dass es sich den Kopf stößt. Kleiner Knochen!!

Die schlimmsten Kreischarien hatten wir in diesem Monat jedoch beim Einschlafen. Bzw. eigentlich meist nur ich. Sogar in der Manduca brüllt es mich nun immer erstmal an bevor es einschläft. Seinen Höhepunkt erreichten die Einschlafdramen dann im Urlaub, wo anderthalb Stunden Umhertragen, Streicheln, Trösten und auch mal Schimpfen oft gleichermaßen mit Gebrüll geahndet wurden. Am schrecklichsten finde ich, dass sich das Babymädchen dann oft auch auf dem Arm gar nicht beruhigt, was mich irgendwie auch ganz schön verletzt. Jedenfalls hat sich auf diese Weise mein Geduldstank in den letzten Wochen ziemlich restlos entleert, mit dem Ergebnis, dass nun bis auf Weiteres R. das Babymädchen Abends, und wenn möglich auch Mittags ins Bett bringt. Da macht es übrigens nicht annähernd so ein Theater. Puh, irgendwie habe ich eine richtige Hemmschwelle entwickelt. Wenn ich unter der Woche alleine mit dem Babymädchen bin, sehe ich immer schon mit Grauen dem Mittagsschlaf entgegen.... und das überträgt sich sicherlich und ist womöglich einer der Auslöser für die Einschlafdramen. Ich bin jedenfalls sehr froh, dass R. mir das im Moment so oft abnimmt. Sicherlich bin ich bald auch wieder gelassener und kann mein Babymädchen wieder schön in den Schlaf begleiten. 

Bislang hatte das Babymädchen ja erfolgreich die These widerlegt, dass alle Mädels gerne und viel quatschen. Ebenfalls pünktlich zum 10-Monatsgeburtstag scheint aber auch da ein Knoten geplatzt zu sein. Es plappert nun sehr viel mehr und lässt gelegentlich auch ein paar Doppelsilben verlauten. Und "Hma" und "Mma", was ich selbstredend als Vorläufer von "Mama" interpretiere. Ist es doch auch! Oder? Oder? 

Ich glaube, ich hatte es schon mal erwähnt: Unser kleines Mädchen kuschelt gerne. Es legt sein Köpfchen auf unsere Schulter und schlingt die kleinen Ärmchen um unseren Hals. Das ist so ein umwerfendes, wunderbares Gefühl, zu wissen, dass es uns genauso lieb hat!! Auch im Bett schmiegt es sich an uns.... oder kuschelt sich auch gelegentlich in ein Kissen oder eine Decke, bleibt so kurz liegen und springt wieder auf.

Wenn es sich doll über etwas freut, wippt das sitzende Babymädchen nun auf und ab, legt die Händchen zusammen und fuchtelt damit auf und ab. Vielleicht ein Vorläufer zum Klatschen? Jedenfalls ist das zusammen mit seinem Freudensjuchzern immer wieder umwerfend niedlich anzuschauen und versetzt alle Zuschauer sofort in gute Laune.

Außerdem konnten wir vor zwei Wochen mal wieder den Kleiderschrank umkrempeln, denn das Babymädchen ist offenbar ein wenig gewachsen, so dass nun doch endlich Größe 74 einigermaßen passt. Wie cool, dass Kinder so schön wachsen und somit regelmäßig neue niedliche Klamöttchen in den Kleiderschrank einziehen können. 

Apropos Klamotten. Wenn das Wickeltischdrama nicht allzu schlimm ist, hilft das Babymädchen nun schon ein bisschen mit beim An- und Ausziehen. Die Ärmchen müssen nicht mehr durch Ärmel hindurchgefädelt werden, sondern werden mit etwas Hilfe in die richtige Richtung gestreckt bzw. herausgezogen. Auch beim über den Kopf ziehen von Oberteilen packt das Babymädchen nun oft mit an. Füße und Kopf hat das Babymädchen allerdings am liebsten an der frischen Luft, so dass Mützen, Socken und Schuhe nie lange an Ort und Stelle bleiben. Das zähle ich allerdings nicht zu "Helfen". 

Wo ist nur das kleine Baby hin, dass hingebungsvoll und noch nicht sehr erfolgreich versuchte, seine Fäustchen in den Mund zu stecken? Nun benutzt es stattdessen die Fingerchen, um kleinste Fusseln vom Boden aufzuheben (und zu verspeisen) oder versucht Mamas Leberflecke abzumachen und Papas Brustwarzen zu piercen.

Wie gesagt: Unser Baby wird groß!! In wenigen Wochen wird unser wunderschönes kleines Mädchen schon ein Kindergartenkind sein.... Wie konnte das nur passieren?

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