Freitag, 1. Mai 2015

Staffelstabübergabe in Raten

Es ist Mai. Zwees Geburtstagsmonat ist angebrochen. Ich flashbacke schon seit einiger Zeit wieder vermehrt herum, wobei ich merke, dass die schlimmen zwei Monate vor ihrer Geburt mir immer noch einen fiesen Knoten im Bauch bescheren, sobald ich daran denke, dass ich mich aber irgendwie kaum noch daran erinnern kann, was wir eigentlich gemacht haben - am 1. Mai zum Beispiel. Vielleicht liegt es daran, dass ich an die Couch gefesselt war und an keinerlei Unternehmungen mit R. und BM teilnehmen konnte. In der Woche vor Zwees Geburt hatte ich immer wieder Senk-Übungs-Wasweißich-Wehen, versuchte nicht all zuviel ans diabetesbedingte Nichtessen zu denken, horchte ständig in mich hinein und fürchtete mich vor jedem Toilettengang.

Jedenfalls war mir damals schon ziemlich klar, dass Zwee wohl kein Juni-Kind werden würde, sondern dass wir uns über jeden Tag im Bauch glücklich schätzen könnten. Ich war froh, das Zwee und ich es nun schon mal bis in den Mai und gleichzeitig in die 35. SSW geschafft hatten. Jeder weitere Tag würde gut und wichtig, aber eben nicht mehr absolut überlebenskritisch sein. Mehr als alles andere hoffte ich, dass Zwee bis zur Geburt komplett fertig sein würde und somit sofort bei mir bleiben könnte. ... Und dann flashbacke ich wieder Zwees ersten fünf Lebenstage auf der Neo und werde das Gefühl nicht los, dass ihr richtiger Geburtstag eigentlich der 10. Mai war, an dem wir sie mit nach Hause nehmen konnten und ich endlich rund um die Uhr bei ihr sein konnte. 

Aber hey, darum sollte es in diesem Post überhaupt nicht gehen - sondern darum, dass gestern mein letzter Elternzeittag war, an dem ich den ganzen Tag allein für Zwee verantwortlich war. Wo ist die Zeit nur geblieben? Wir beide hatten einen ganz entspannten Tag ohne irgendwelche Termine mit ganz viel Spiel- und Kuschelzeit. Gleichzeitig war es R.s letzter Arbeitstag. Nun haben wir noch ein langes Feiertagswochenende, und ab Montag wird R. das Elternzeitelternteil sein, denn dann wird unsere Baby-Zwee schon ein Jahr alt.

Zum Glück habe ich dann noch einen Monat mit Urlaubstagen aus dem letzten Jahr frei, so dass wir erstmal zusammen zwei Wochen zu Hause haben und uns danach noch einen schönen Urlaub auf Mallorca machen bevor ich am 4. Juni meinen ersten Arbeitstag und R. seinen ersten alleinverantwortlichen Elternzeittag hat. 

Wir freuen uns beide total auf den Monat zusammen, aber auch auf die Zeit danach. So langsam bin ich wirklich wieder reif für die Arbeit. Elternzeit macht Spaß, aber irgendwie habe ich schon ein bisschen die Nase voll davon, für alle Kinderangelegenheiten hauptverantwortlich zu sein. Ich kann kaum beschreiben, was ich damit genau meine. Es sind alles Kleinigkeiten, die mich zurzeit oft nerven wie z.B. den x-ten Brei anzurühren, danach die Essensstätte danach großräumig zu reinigen, morgens zu entscheiden (und in BMs Fall möglichst durchsetzen), was die Kinder bei welchem Wetter anziehen sollten, irgendwie abschätzen, ob und wann Zwee Nickerchen halten sollte, um dann doch komplett überrascht zu werden etc. Gleichermaßen wird es für R. toll sein, täglich ganz viel Zeit mit Zwee und BM verbringen zu können. Er ist so ein toller Papa, hatte aber in den letzten Monaten oft viel zu wenig Zeit. Endlich wird er mal der erste sein, der ein Zähnchen oder ein neues Gadget bei Zwee entdeckt. Er wird mir sagen können, wenn Zwees Rhythmus oder Vorlieben sich mal wieder ändern, anstatt wie bislang so oft erst aus zweiter Hand davon zu erfahren. 

Ab Mitte August wird R. dann Zwee bei der Kitaeingewöhnung begleiten, um dann gegen Ende September wieder arbeiten zu gehen. Wenn alles gut läuft, hat er dann ja vielleicht sogar noch ein paar Tage ganz für sich allein. Da BM in den ersten Monaten in der Kita die Tage im emotionalen Sinne oft zu lang waren, werde ich ab September erstmal für ein halbes Jahr nur 30 Stunden pro Woche arbeiten. Das sollte es organisatorisch etwas leichter machen, wenn R. wieder arbeiten geht. In Verbindung mit unseren beiden Oma-Opa-Tagen, an denen ich lange arbeiten kann, sollte es dann möglich sein, die Kinder an den anderen drei Tagen nicht allzu spät abzuholen. 

Soweit der Plan. Ich finde es weder total toll noch besonders doof, dass ich wieder arbeiten gehen werde, bin eigentlich ganz gelassen. Vielmehr beschäftigt mich, dass meine Zwee in drei Tagen kein Baby mehr sein wird. Wie konnte dieses Jahr nur so schnell vergehen und aus unserem winzigen Neugeborenen diese kleine Persönlichkeit werden?


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